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Da stand sie, ganz in schwarz, mit den perfekten Rundungen. Die Augen leicht zusammen gekniffen, zum Angriff bereit, den Allerwertesten leicht provokativ nach oben gestämmt, und ihre vier Haxen breit genug um Stabilität zu bewahren. Ich näherte mich ihr ehrfürchtig und sank vorsichtig und ruhig in ihre feinen, wohlriechenden und sportlichen Ledersitze. Gut, dass mir der Garagist Robert Haas von Künzler & Sauber Hinwil das „Büsi“ (wenn der Motor aus ist, ist es legitim sie „Büsi“ zu nennen), oder mit vollem Namen: Jaguar F-Type R Coupé, mit herzigen 550PS erklärte.
Die (Lebens-)wichtige Instruktion war kurz und klar: „Hier darfst du nie nie nie drücken!“ (ähä, sag das mal einem Kindskopf wie mir). Ich hörte nur: „schleudern! …..Heck! …..Keine Kontrolle! ….Rennmaschine! ….Weg bist du!“ „Okeheee, habs ja verstanden, aber welche Knöpfli sind denn erlaubt?“ Sein Gesicht strahlte: „Diese zwei! Dynamic Modus und tätääää: Aktive Sport-Abgasanlage mit Klappensteuerung!“ Auf gut Deutsch und direkt aus dem Prospekt heisst das: Das System ist mit aktiven Bypass-Ventilen ausgestattet, die sich bei sportlichen Fahrten öffnen und für einen satten, dramatischen Sound sorgen.
„Wow! That‘s shagadelic!, dachte ich mir, bringen wir die Katze zum schnurren!“ Nun ja, was danach aus den vierflutigen Abgasenrohren kam, war kein liebesbedürftiges Schnurren, auch kein angriffiges Fauchen, tammi! Dass war eine wild gewordene Bestie! Es gab kein Weg zurück, denn wenn dieses „born to be bad“ Ding losgelassen, dann musste es auch hart drangenommen werden. Vergesst eine Zähmung! Sobald diese beiden „Knöpfli“ im „kick my ass“ Modus sind, dann muss man der Raubkatze zeigen wo die wahre Mietze hockt!
Ich winkte allen Mitarbeitern von Künzler & Sauber nochmals zu (komisch, von wo kamen denn die nun plötzlich und schauten mir beim Abfahren zu? Hatten die Wetten am laufen?), machte noch paar coole Sprüche durch das kleine offene Fenster, gab Vollgas (ok, gebe es zu, im Leerlauf) und düste voll davon – mit ganzen 5km/h und zitternd vooorsichtig!
Ich fuhr dann auch auf dem Weg von Hinwil nach Zürich gefühlte 15km/h. Die zwei „kick my ass“ Knöpfli waren ausgeschaltet, die Playlist „indische Folklore“(mehr dazu später) lief, und ich schaute mit weit aufgerissenen Augen auf die Strasse, die Hände so fest um das breite Sportlenkrad gekrallt, dass die weissen Fingerknöchel fast platzten. Schnell musste ein Lösung her, im Form eines zweibeinigen, hübschen und angstlosen Katers! Ich rief, nein, keinen Callboy, auch nicht (m)einen jungen Lover (bin ja schliesslich keine Cougar im Jaguar), sondern einen guten alten Freund an, der aber gerne auch mal die Katze aus dem Sack lässt. Noch bevor ich aufgelegt hatte, sass er auch bereits bei mir im Auto, rieb sich die Hände und meinte: „Komisch, dass du kein Mann geworden bist. Ich kenne keine Frau, die so Freude am Autofahren hat.“ Ich erwiderte bloss: „Süsser, du weisst doch, ich bin ein schwuler Mann im Körper einer Frau!“
Und dann ging‘s los: „kick my ass“ Knöpfe an und die Bestie ging mit vollem Rohr los. Wenn man mit der Formel 1 Schaltung am Lenkrad vom 3. in den 2. Gang runter schaltet, knallt es regelrecht aus den 4 Auspuffrohren, ja es knaaalllt! PÄNGRÄGÄDÄNGPÄNG (ganz ganz schnell aussprechen, und bitte mit leicht indischem Akzent). Apropos Indisch und so. Jaguar gehört mit Land Rover zusammen seit 2008 dem indischen Automobilhersteller Tata Motors. Das war ursprünglich auch der Grund, warum ich als kulinarischen Pitstop ein indisches Restaurant gewählt hätte. Doch die „Büsi-Bestie“ war bis dann bereits genug „Füdli-Börner“ für mich, und so wählte ich spontan das wunderbare Restaurant Buech in Herrliberg aus. Ich schwör‘s, diese Idylle, diese Ruhe und das feine Essen brauchte ich nach dieser rasanten Fahrt mit dem Jaguar F-Type RRRrrrrrrrr Coupé unter, und meinen Kater-Co-Testfahrer neben mir.
Ich lasse hier ganz bewusst die technischen Daten aus, die kann man bereits auf anderen, „seriöseren“ Testberichten lesen. Mein Fazit jedoch zu diesem „bad kitten“: Die Katze hat‘s in sich, und trägt es auch sehr gerne nach Aussen. Sie kann aber schön und herzig schnurren, wenn man a) die beiden „kick my ass“ Knöpfe deaktiviert, und b) am Lichtsignal steht …
Aber wehe wenn sie losgelassen …. ! Ich kann nur sagen: Ladies, lasst Eure Krallen raus und geht auf einen kick my ass ride, es verjüngt ohne schmerzliche Eingriffe …
(Fotos by Jessica Mor)